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Tool 7: Leseflüssigkeit trainieren: Tandems und Lautleseroutinen

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Bild: SenBJF

Leseflüssigkeit bezeichnet die Fähigkeit, Texte in angemessener Geschwindigkeit zu rezipieren bzw. sinnbetont vorlesen zu können. Sie bildet die Grundlage für jegliches Leseverständnis, da nur dann hinreichende kognitive Ressourcen zur Verarbeitung der Textinhalte zur Verfügung stehen, wenn das Erfassen der Wörter quasi automatisch gelingt (siehe dazu die Einleitung „Kompetenzbereich Rezeption: Lesen“).

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Fortsetzung Lesen7

Ein Leseflüssigkeitstraining[1] kann gezielt im Deutsch- oder jedem anderen Unterricht erfolgen, in dem Texte gelesen werden. Außerdem ist das Verfahren im Rahmen additiver Förderung einsetzbar und läuft folgendermaßen ab:

 

Lautlesetandems durchführen

 Vorbereitung:

  • Zwei Personen mit deutlich unterschiedlicher Lesekompetenz werden nach einem Lesetempotest zu Trainingstandems zusammengestellt.
  • Die flüssiger lesende Person fungiert als Modell und sozusagen als Trainer oder Trainerin für die andere Person.

 

 Durchführung:

  • Gemeinsam lesen die Tandems über einen Zeitraum von ungefähr drei Monaten mindestens zweimal pro Woche jeweils  15-20 Minuten kürzere Texte von angemessenem (eher leichtem) Schwierigkeitsgrad oder ein leicht zugängliches Buch nach bestimmten Vorgaben.
  • Dabei lesen die Schülerinnen und Schüler den Text mehrfach synchron oder abwechselnd halblaut vor.
  • Bei Fehlern wird nach vorgegebenen Mustern korrigiert.

 

Im Rahmen des Projekts BiSS wurde eine kurze erklärende Broschüre entwickelt[2], die sich für eine erste Beschäftigung mit dem Thema sehr gut eignet. Eine Anleitung kann unten auf dieser Seite heruntergeladen werden.

Anleitungen, Kopiervorlagen, Texte und Lautleseprotokolle zur individuellen Diagnose bieten Rosebrock/Nix[3], weitere Anleitungen sowie hilfreiche Videos finden sich auf der Seite von Beate Leßmann. Für die Durchführung können außerdem umfangreiche Materialien des LISUM Berlin/Brandenburg genutzt werden. Diese enthalten auch zahlreiche Texte. Wer im Leseflüssigkeitstraining lieber aktuelle Texte mit den Schülerinnen und Schülern lesen möchte, kann auch die Nachrichtentexte der Seite Antolin nutzen. Hier gibt es unter „Nachrichten“ zu aktuellen Themen leicht verständliche Texte für unterschiedliche Altersstufen, die zum Einsatz im Leseflüssigkeitstraining und bei Interesse auch für die anschließende inhaltliche Thematisierung sehr geeignet sind.

Zur Einteilung der Tandems können sowohl standardisierte (kostenpflichtige) Tests wie das aussagekräftige Salzburger Lesescreening (SLS), der Lesegeschwindigkeits- und Verständnistext für die Klassen 5-12 (LGVT) oder kostenlos für die Klasse 1-4 der Stolperwörterlesetest (STOLLE) verwendet werden (dieser funktioniert auch für höhere Klassen). Möglich ist aber auch die eigenständige Testung mit Zeitvorgabe anhand von Texten von Rosebrock/Nix[4] oder auch eigener Texte.

 

Lautlese-Routinen zum Training der Leseflüssigkeit

Wenn Lehrkräfte im Unterricht aller Fächer unbekannte Texte gemeinsam lesen möchten, sollte dies niemals (!) unvorbereitet im Reih-um-Verfahren in der gesamten Klasse geschehen. Das ist überfordernd und frustrierend für die Lesenden, oft unverständlich für die Zuhörenden und dient weder dem Leseverstehen noch stellt es ein Training der Leseflüssigkeit dar. Stattdessen können bei Bedarf auch im Fachunterricht Lautlese-Routinen zum Training der Leseflüssigkeit entwickelt werden (Lernen am Modell):

 

  1. Die Lehrkraft liest den Fachtext vor (ggf. zweimal – einmal mit dem Fokus auf dem Inhalt, einmal auf der Betonung); die Schülerinnen und Schüler lesen jeweils leise mit.
  2. Nach einem kurzen Austausch über den Inhalt (und ggf. Intonation) lesen die Schülerinnen und Schüler den Text halblaut im Chor
  3. Die Schülerinnen und Schüler lesen sich den Text in Partnerarbeit mit festgelegten Korrekturroutinen gegenseitig vor.

 

Durch die Wiederholung werden sowohl Leseflüssigkeit als auch Textverständnis trainiert.

 

Eine kürzere und einfachere Form der Lautleseroutine kann bei jedem Arbeitsauftrag und kurzen Texten (wie sie oft in Lehrbüchern als Einführung in ein Thema stehen) etabliert werden:

  1. Die Lehrkraft liest den Arbeitsauftrag/kurzen betont und langsam vor (und dient damit als Modell für Betonungen, Pausen und die Aussprache schwieriger Wörter). Die Schülerinnen und Schüler lesen leise mit.
  2. Ein Schüler oder eine Schülerin liest den Arbeitsauftrag/kurzen Text vor (und ahmt dabei unbewusst das Modell der Lehrkraft nacht).
  3. ggf. werden nun unbekannte Wörter geklärt und/oder schwierig auszusprechende Wörter noch einmal geübt/gelesen.
  4. Eine weitere Person gibt den Inhalt des Gelesenen in eigenen Worten wieder.

 

Literatur:

  • Rosebrock, Cornelia, Nix, Daniel, Leseflüssigkeit fördern, Seelze, 2017
  • Hollbach, Hans-Werner, Training der Leseflüssigkeit, Mildenberger 2012

 

Links:

 


[1] Siehe dazu: Rosebrock/Nix, Leseflüssigkeit fördern: Lautleseverfahren für die Primar- und Sekundarstufe, Seelze 2017

[2] „Gemeinsam fit im Lesen – Lautlese-Tandems im Schulunterricht“, auch online: http://www.biss-sprachbildung.de/pdf/BiSS-Broschuere-Schule.pdf

[3] Rosebrock/Nix (2017), S. 149ff

[4] Rosebrock/Nix (2011)


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Download Anleitung Lesetandem

 

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