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Tool 16: Lesemotivation fördern I: Vielleseverfahren (Lesen macht stark und Co)

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Bild: SenBJF

Vielleseverfahren verfolgen das Ziel, den Umsatz an Lesestoff zu steigern und dadurch die Übung und auch die Motivation zu erhöhen. Letztlich geht es also um den Erwerb bzw. Ausbau von Literalität durch das Lesen von möglichst vielen Büchern oder Texten. Gerade Schülerinnen und Schüler aus einem lesefernen Umfeld benötigen dabei Vorbilder bzw. Modelle, Unterstützung, Begleitung und Erfolgserlebnisse.

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Fortsetzung Lesen16

Sollten grundlegende Fertigkeiten wie Leseflüssigkeit und -genauigkeit noch nicht in ausreichendem Maß vorhanden sein, ist allerdings zunächst oder begleitend ein Leseflüssigkeitstraining (siehe Tool 7) zielführender.

 

Als ein weiterer wesentlicher Erfolgsfaktor für derartige Verfahren gilt außerdem die persönliche Begleitung[1] des Leseprozesses, weil andernfalls Schülerinnen und Schüler sich bei der Textauswahl nur auf dem bereits vorhandenen Niveau bewegen oder im Falle größerer Schwächen gar nicht auf die Texte einlassen bzw. Vermeidungsstrategien anwenden. Eine Anschlusskommunikation ist daher notwendig, außerdem sollten möglichst vielfältige begleitende Aufgaben gestellt werden. Nicht zuletzt ist die Einbindung der Eltern in diesen Prozess sinnvoll. 

 

Vorab: Wege zu den Büchern

 

 Kooperation mit

 Bibliotheken, Medienboxen

 Ausleihe von fertig oder individuell zusammengestellten Medienboxen für Schulen,

 um sich die Bibliothek quasi in die Schule zu holen. Möglich ist auch ein 

 Bibliotheksbesuch mit Rechercheübungen, Rallyes etc.

 Schulbibliotheken

 Eigene Schulbibliotheken als Teil einer lesenden Schulkultur (in angelsächsischen

 und skandinavischen Ländern üblich) erleichtern den niedrigschwelligen Zugang zu

 Büchern. Ausführliche Informationen finden sich auf den Seiten des Bildungsserver

 Berlin-Brandenburg[2])

 Klassenbibliotheken

 Innerhalb einer Klasse können Bücher aufgrund von Spenden oder Medienboxen 

 vorhanden sein (s.o.). Vielversprechend ist auch, dass Schülerinnen und Schüler

 Bücher mitbringen, die sie den anderen empfehlen und anschließend zum

 Ausleihen in einem Regal zur Verfügung stellen.

 Buchempfehlungen

 Im Portal Antolin (s.u.) können die meistgelesenen Bücher einer bestimmten

 Altersgruppe (auch nach Beliebtheit bei Jungen/Mädchen) in Ranglisten

 eingesehen werden.

 Die Seite Buchfindomat eignet sich zur sehr attraktiven und zielgruppenorientierten

 Auswahl von Büchern bis zur 10. Klasse, da die Interessen der Nutzenden vorab

 abgefragt und zahlreiche Bücher in Form von Audios vorgestellt werden.

 Der Lesekompass der Stiftung Lesen enthält jedes Jahr Empfehlungen für diverse

 Altersgruppen. Die Preisträger bzw. die Nominierten des deutschen 

 Jugendliteraturpreises werden teilweise auch in Videos vorgestellt.

 Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur stellt monatlich ein 

 empfohlenes „Buch des Monats“ vor.

 

Übersicht über Vielleseverfahren

 Aktivität

 Beispiele / Erläuterung

 Lesezeiten

 Zu festgelegten Zeiten während der Schulzeit (günstig auch in

 Vertretungsstunden) lesen die Schülerinnen und Schüler (und auch die Lehrkraft)

 selbst gewählte Texte und Jugendbücher, die in der Schule dafür aufbewahrt

 werden (s.o. Medienboxen). Begleitend können sie Lesetagebücher, Leserollen

 oder Laufzettel erstellen.

 Option: Am Ende der Lesezeit berichten einzelne Personen, was sie gerade

 gelesen haben und wie es ihnen gefallen hat.

 Lesen macht stark

 Dieses sehr detailliert ausgearbeitete Vielleseverfahren v.a. für die Sekundarstufe I

 wird in Schleswig-Holstein flächendeckend eingesetzt. Es kombiniert festgelegte

 Lesezeiten mit Lesemappen, die den Leseprozess begleiten. Zudem werden die

 beteiligten Lehrkräfte zu Lesecoaches ausgebildet sowie Lesetexte online

 passwortgeschützt zur Verfügung gestellt.[3]

 Leseolympiade / Lesepass

 Alle Schülerinnen und Schüler lesen jede Woche ein Buch eigener Wahl

 außerhalb des Unterrichts und dokumentieren dies in einem Lesepass, in dem der

 Titel eingetragen und das Buch bewertet wird.[4] Bei Kooperation mit einer

 öffentlichen Bibliothek können diese ggf. dort abgestempelt werden. Möglich ist

 auch die Arbeit am Lesepass über Ferienzeiten.

 Antolin-Portal

 Auf dem kostenpflichtigen Internetportal Antolin mit dazugehöriger App (mit

 spielerischen Zusatzfunktionen) sind zu über 880000 Kinder- und Jugendbüchern

 in 11 Sprachen Quizfragen hinterlegt. Lehrkräfte richten dort eine eigene Klasse

 ein und können die von den Schülerinnen und Schülern erreichten Punktwerte zu

 den von ihnen gelesenen Bücher  einsehen und entsprechend belohnen (bei 

 jüngeren Schülerinnen und Schülern mit Lesezeichen, Stickern, Urkunden etc.).

 

Literatur:

  • Lange Reinhardt, Die Lese- und Lernolympiade: Aktive Leseerziehung mit dem Lesepass nach Richard Bamberger, Baltmannsweiler 2012
  • Leisen, Josef, Handbuch Lesen im Fachunterricht: Sachtexte sprachsensibel bearbeiten. Verstehendes Lesen vermitteln, Stuttgart 2020
  • Lenhard, Wolfgang, Gol, Andreas, Leseverständnis und Lesekompetenz: Grundlagen - Diagnostik - Förderung (Lehren und Lernen), Seelze, 2020
  • Philipp, Maik (Hrsg.),Handbuch Schriftspracherwerb und weiterführendes Lesen und Schreiben, Weinheim 2017
  • Rosebrock, Cornelia, Nix, Daniel, Grundlagen der Lesedidaktik, Baltmannsweiler, 2020

 

 

Links:

 


[1] Für effektive Formen der Begleitung siehe die gute Übersicht bei Neugebauer/Nodari S. 55

[2] https://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/themen/sprachbildung/lesecurriculum/lesen-in-der-schule/schulbibliotheken/

[3] http://nzl.lernnetz.de/index.php/lesen-macht-stark-s1.html

[4] Bamberger, Richard, Erfolgreiche Leseerziehung in Theorie und Praxis. Mit besonderer Berücksichtigung des Projekts "Leistungs- und Motivationssteigerung im Lesen und Lernen unter dem Motto Lese- und Lernolympiade", Wien 2000