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Tool 54: Arbeitsaufträge verständlich und sprachsensibel formulieren

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Bild: SenBJF

Gute Arbeitsaufträge steuern den Lernprozess. Unterstützend wirken Arbeitsaufträge dann, wenn sie sowohl auf ein Lernprodukt abzielen als auch den Weg dahin aufzeigen und im besten Fall auch schon Unterstützungsangebote für die Umsetzung (z.B. sprachliche Mittel) bereitstellen. Die Struktur und auch die sprachliche Formulierung von Arbeitsaufträgen sind deshalb extrem wichtig für Lern- und Bildungserfolg. Die folgende Checkliste bietet praktische Hinweise:

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Tool 54, Fortsetzung

 

Checkliste: Arbeitsaufträge[1]

 

a) Arbeitsaufträge verständlich formulieren

 

Leitfrage

Beispiel

Didaktischer Kommentar

Beginnt die Aufgabe mit einem Operator?

Verfasse ein Versuchsprotokoll.

Operatoren umreißen die intendierte Tätigkeit klarer als Fragen.

Ist die Aufgabe einfach, klar und eindeutig formuliert (Kurze Sätze, gängiger Wortschatz).

s.o.

Die Aufgaben sollten sprachlich dem Kenntnisstand der Lernenden  angemessen sein.

Eine komplexe Sprache kann vom Inhalt ablenken. Es ist wichtig, dass der Auftrag wirklich verstanden wird. Auf Füllwörter, Synonyme und nicht notwendige Fachbegriffe sollte verzichtet werden. Längere Anleitungen sollten schrittweise erfolgen.

Werden unbekannte Wörter geklärt?

Betrachte dafür das nebenstehende Schaubild.

 

Benutze für unbekannte Wörter das Glossar in Deinem Hefter.

Entweder sollten alle potenziell schwierigen Wörter vorher geklärt oder in der Aufgabe (z.B. durch Worterklärungen oder Schaubilder) erklärt oder die Klärung durch die Schülerinnen und Schüler unter Angabe der zu nutzenden Quelle angeregt werden.

Liegt der Arbeitsauftrag (auch) schriftlich vor?

s.o.

Schriftlich formulierte Aufträge sind oft eindeutiger und können immer wieder nachgelesen werden.

Arbeitsaufträge sollten auch optisch gut erkennbar sein.

Sind die Operatoren und/oder andere wichtige Begriffe grafisch hervorgehoben?

Lies die Ballade sorgfältig und verfasse eine Inhaltsangabe.

Diese Markierung erleichtert gerade bei längeren Aufgaben den Fokus auf die eigentliche Hauptaufgabe. Derartige Unterstützung muss mit den Schülerinnen und Schülern trainiert werden (siehe Tool 55 - Operatoren kompetent nutzen) Im Hinblick auf Prüfungssituationen muss diese Form der Unterstützung rechtzeitig wieder abgebaut werden.

Gibt es eine begleitende visuelle Unterstützung?

Nutze

für Deine Beschreibung die Filmleiste mit Bildern zum Versuch.

Bilder, Grafiken, etc. dienen der Veranschaulichung und  sprechen durch den Wechsel der Darstellungsform einen weiteren Lernkanal an.

 

 

b) Ziel der Aufgabe transparent machen

 

 Leitfrage

Beispiel

Didaktischer Kommentar

Benennt die Aufgabe das angestrebte Ergebnis oder Lernprodukt?

Verfasse ein Versuchsprotokoll.

Die Angabe eines Lern- oder Arbeitsprodukts schafft Klarheit über das erwartete Ergebnis und zielt außerdem auf eine komplexe Sprachhandlung.

Umfasst die Aufgabe  eine gestufte Anleitung zur Erreichung des Ziels?

Bringe die Bilder zu dem Versuch in die richtige Reihenfolge. Schreibe anschließend zu jedem Bild einen Satz.

Gerade bei umfangreicheren Aufgaben strukturieren begleitende, kleinschrittige Arbeitshinweise den Arbeitsweg und regen ggf. zur Nutzung von Lese- und Schreibstrategien an.

Wenn mehr als ein Operator im Satz steht, ist die Gefahr deutlich erhöht, dass einer davon bei der Bearbeitung vergessen wird.

Sind die Stufen nach Schwierigkeit geordnet?

s.o.

Sinnvoll aufeinander abgestufte Teilaufgaben erleichtern den Arbeitsweg, weil sie Zwischenergebnisse zulassen und schrittweise zur Lösung führen.

Wird bei mehreren Aufgaben der Zusammenhang der Aufgaben untereinander deutlich?

Nutzt die Ergebnisse der Partnerarbeit für die Beantwortung der Frage, ob…

Gerade bei mehreren, auf den ersten Blick unterschiedlichen Aufgaben sollte den Schülerinnen und Schülern transparent gemacht werden, was die Aufgaben miteinander zu tun haben.

Ist die Aufgabe handlungsorientiert bzw. benennt sie die erwartete Handlung?

Führe den Versuch durch.

Handlungsorientierte Aufgaben sprechen einen weiteren Lernkanal an und festigen sprachliches Wissen.

 

 

c) Unterstützung bei der (sprachlichen) Bearbeitung der Aufträge

 

 Leitfrage

Beispiel

Didaktischer Kommentar

Bei zu lesenden Texten: Enthält die Aufgabe Hinweise auf zu nutzende Lesestrategien?

Lies den Text und verwende dabei Schritte 1, 3 und 5 Deines Lesefächers.

Weitere Hinweise zu Lesestrategien und zur Didaktisierung von Texten finden sich ausführlich in Tool 10 - Texte didaktisieren III (nach dem Lesen): Mit Texten weiterarbeiten.

Gibt es konkrete Hinweise zur Bewältigung der erwarteten (mündlichen oder schriftlichen) Textsorte?

Beachte: Ein Protokoll ist immer im Präsens abgefasst.

Explizite Tipps für die ggf. erwartete Textsorte sind auch im Fachunterricht unterstützend. Für weitere Hinweise siehe Tool 29 - Schreibstrategien trainieren III: Genredidaktik - Nach Modelltexten fachspezifisch schreiben.

Gibt es Hinweise auf den Umfang der erwarteten Textsorte?

Formuliere für jede Station im Verdauungsprozess mindestens einen Satz.

Je mehr in der Aufgabenstellung der erwartete Text antizipiert wird, desto wahrscheinlicher erreich der Schüler/die Schülerin die angestrebte Lösung.

Gibt es ein Beispiel als Modell?

Orientiere Dich an dem folgenden Beispiel: ...

Die modellhafte Präsentation eines Beispiels verdeutlicht das erwartete Produkt.

Gibt es sprachliche Mittel/ Musterformulierungen/ Satzanfänge zur Unterstützung?

Nutze folgende Wortliste/Wortgeländer/Satzmuster.

Die Bereitstellung sprachlicher Mittel – je nach Bedarf – schafft Zugänge und verbessert das Ergebnis.

Hierzu bieten sich besonders einige der Methodenwerkzeuge nach Leisen an (siehe Tool 30 - Schreiben unterstützen I - Scaffolding durch Methodenwerkzeuge und Textgerüste).

Regt die Aufgabe zu sprachlernförderlichen Sozialformen an?

Bearbeite die Aufgabe zunächst allein, tausche Dich anschließend mit Deinem Partner/Deiner Partnerin aus.

Kooperative Lernformen (siehe Tool 37 - Miteinander sprechen I: Kooperative Lernformen) fördern neben dem fachlichen auch das sprachliche Lernen.

Ist die Aufgabe problemorientiert?

Erörtert: Dienen Fußgängerzonen dem Klimaschutz?

 

Überprüft: Bestätigt sich die Hypothese…? Führt dazu den folgenden Versuch durch.

Problemorientierung ist nicht nur für die Motivation der Schülerinnen und Schüler wichtig, sondern beeinflusst auch entscheidend ihre sprachliche Aktivität bei der Bewältigung der Aufgabe.[2]

Dies wird noch gesteigert, wenn ein Bezug zur Lebenswelt der Lernenden hergestellt wird.

 

Literatur:  

  • Neugebauer/Nodari, Förderung der Schulsprache in allen Fächern, Bern 2012
  • Leisen, Josef, Handbuch Sprachförderung im Fach, Stuttgart 2020
  • Schmölzer-Eibinger et al. (Hrsg), Sprachförderung im Fachunterricht in sprachlich heterogenen Klassen, Stuttgart (Klett) 2013

 

Links:  

 

 


[1] Weitere ausführliche Hinweise finden sich bei Leisen (2012), S. 83ff,  sowie dem im Rahmen des Projekts "Sprachen.Bilden.Chancen“ entstandenen Werkzeugs „isaf“ – Instrument zur sprachbildenden Analyse von Aufgaben im Fach:  http://www.sprachen-bilden-chancen.de/index.php/sprachbildende-materialien/isaf-instrument-zur-sprachbildenden-analyse-von-aufgaben-im-fach

[2] Dies belegen nicht zuletzt die Ergebnisse der Berliner Schulinspektion eindrucksvoll: https://www.berlin.de/sen/bildung/unterstuetzung/schulinspektion/