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Operatoren kompetent nutzen

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Bild: SenBJF

Operatoren sind die Aufforderungsverben in einer Aufgabenstellung, die – meist im Imperativ – die hauptsächliche Handlungsanweisung an die Schülerinnen und Schüler enthalten (siehe Einleitung "Mit Arbeitsaufträgen kompent umgehen"). Im Zuge der Kompetenzorientierung ist ihre Nutzung – nicht zuletzt in der Lehrkräfteausbildung – zum didaktisch selbstverständlichen Standard geworden. Da in ihnen der zentrale Handlungsauftrag enthalten ist, steht und fällt mit dem kompetenten Umgang mit ihnen oft die erfolgreiche Aufgabenbearbeitung.

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Tool 55, Fortsetzung

Zur sprachbildenden Arbeit mit Operatoren sind bereits im FörMig-Projekt Handreichungen[1] entstanden, in denen sowohl für Lehrkräfte als auch für Schülerinnen und Schüler in jeweils fünf Schritten wichtige Aspekte des Umgangs mit Operatoren dargestellt sind. Diese sollten von den Lehrkräften umgesetzt bzw. mit den Schülerinnen und Schülern, angepasst an die Alters- und Leistungsstufe, eingeübt werden.

 

Handlungsschritte im Umgang mit Operatoren

 

Grundsatz

Perspektive der Lernenden

Perspektive der Lehrkräfte

  1. Arbeitsaufträge müssen als solche erkennbar sein.

Ich unterstreiche den Arbeitsauftrag.

 

Arbeitsaufträge immer schriftlich geben.

 

Arbeitsaufträge optisch hervorheben (Kasten, anderer Schrifttyp, feste/im Kollegium abgesprochene Position, Ankündigung durch „Aufgabe“ davor…).

  1. Operatoren sollten leicht auffindbar sein.

Ich markiere den Operator im Arbeitsauftrag.

 

Operatoren entweder (je nach Verabredung im Kollegium) selbst optisch hervorheben (z.B. Fettdruck) oder durch die SuS markieren lassen.

 

Imperativformen ggf. üben.

  1. Den Operatoren muss der inhaltliche Zusammenhang zugeordnet werden.

Ich formuliere den Auftrag in eigenen Worten in eine Frage um.

 

Ich verbinde durch Pfeile den Operator mit dem Bezugswort.

 

Ich erstelle eine Mind-Map, Tabelle…

Den Schülerinnen und Schülern soll dabei klar werden, worauf sich der Operator bezieht, d.h. was sie beschreiben, berechnen … sollen.

 

Problematisch sind dabei lange Sätze, Nominalisierungen, Mehrdeutigkeiten und Proformen (deren, die, wodurch…).

 

  1. Lernende müssen wissen, wozu sie die Aufforderungsverben (Operatoren) auffordern.

Ich vergewissere mich, wozu mich der jeweilige Operator auffordert.

 

Ich formuliere den Auftrag in eigenen Worten.

 

 

 

 

Ich lese die Bedeutung des Operators nach.

Von Schülerinnen und Schülern einfordern, was getan werden soll, in eigenen Worten.

 

Zur Einführung sind vorbereitende Übungen zur inhaltlichen Erarbeitung und Unterscheidung sinnvoll, ggf. zu Schuljahresbeginn.

 

Hilfreich sind Plakate, Glossare, Listen im Schülerplaner mit Definitionen o.ä. zum Nachschlagen.

 

Einige Operatoren und Erklärungen gibt es auch schon in diversen Herkunftssprachen.[2]

  1. Lernende brauchen sprachliche Mittel zur fachlich und sprachlich angemessenen Bearbeitung der Arbeitsaufträge.

Ich benutze zur Formulierung meiner Antwort die sprachlichen Hilfen für die
jeweiligen Operatoren.

 

Musterformulierungen bereitstellen, z.B. als Lernplakat, Hilfekarte, Folie, Liste im Schulplaner (Beispiel des Ernst-Abbe-Gymnasiums Berlin ; Broschüre des Zentrums für Sprachbildung).

 

Auch und gerade wenn einem diese Schritte vielleicht zu aufwändig erscheinen, ist es auf jeden Fall effektiv, bei der Erteilung von Arbeitsaufträgen immer gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern die Operatoren und die geforderten Tätigkeiten durch Reformulierung derselben  zu reflektieren.

 

 

Materialien und Handreichungen

 

Für die Einführung oder auch wiederholende, bewusste Arbeit mit Operatoren eignen sich die 36 teilweise spielerischen Methoden, die in Hamburg vom Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung für Grundschule und Sekundarstufe I erarbeitet und veröffentlicht wurden. Zu allen Methoden gibt es nicht nur Anleitungen, sondern auch Kopiervorlagen. Außerdem gibt es als Download zahlreiche Zusatzmaterialien wie Operatorenlisten für Lernende, Memorys oder ein Quartett.[3]

 

Bei der Umsetzung der in Arbeitsaufträgen enthaltenen Operatoren sollten die Lernenden durch Musterformulierungen und sprachliche Gerüste unterstützt werden. Hierzu existiert die Handreichung „Was soll ich tun – Operatoren erfolgreich entschlüsseln und bearbeiten“[4]. In dieser werden für zahlreiche Operatoren in unterrichtlichen Standardsituationen Formulierungshilfen in Form von strukturierten Schreib- oder Sprechhilfen (siehe auch Tool 19 - Strukturiert Sprechen: Scaffolding mündlicher Texte) auf verschiedenen Niveaustufen gegeben.

Tipp: Bei der Anwendung solcher Materialien zeigt sich, dass die zahlreichen Formulierungshilfen von den eher leistungsbereiten Schülerinnen und Schülern  kompetenter genutzt wurden. Weniger Motivierte ließen sich von der großen Zahl abschrecken, sodass es hier sinnvoll erscheint, dass die Lehrkraft vorher passend zur Aufgabe einige wenige Formulierungen auswählt. Je sprachschwächer die Lernenden sind, desto geringer sollte die Auswahl sein.

 

 

Schulentwicklung mit Operatoren

 

Einige dieser Operatoren wie „erklären“, „beschreiben“, „begründen“, „Stellung nehmen“ werden fächerübergreifend oft in bestimmten sprachlichen „Standardsituationen“ im Unterricht[5] verwendet. Da diese Operatoren durch die einheitlichen Prüfungsanforderungen im Abitur definiert werden[6] und somit in allen Fächern gleich Verwendung finden müssen, bieten sich hier verlässliche Verabredungen über Fächergrenzen hinaus stark an.

 

Außerdem ergibt sich, dass der Umgang mit Arbeitsaufträgen umso effektiver erfolgen dürfte, je mehr sich [1] Lehrkräfte innerhalb eines Kollegiums über eine gemeinsame Vorgehensweise abstimmen. Seit einigen Jahren haben viele Schulen in Berlin die Arbeit mit Operatoren als Entwicklungsschwerpunkt festgelegt und konnten dabei durch gemeinsame Absprachen auf Studientagen teilweise schnelle und sichtbare Erfolge erzielen. So lohnt es sich einerseits, innerhalb der Fachbereiche eine intensive Debatte über die fachintern einheitliche Verwendung sowie die Einführung  von Operatoren (und deren Reihenfolge nach Jahrgängen) anzustoßen, andererseits erfordern gerade ähnliche bzw. in verschiedenen Fächern unterschiedlich gebrauchte Operatoren (z.B. erörtern) fächerübergreifende kollegiale Absprachen, um Lernende wie Lehrende vor Ärger und Lernverlust durch Interferenzen zu schützen. Um die Verbindlichkeit und Transparenz der Verabredungen zu erhöhen, empfiehlt sich deren Aufnahme ins schulinterne Curriculum im Rahmen der Verabredungen zum Teil B.

 

Zuletzt erscheint es aber auch sinnvoll, im Zuge solcher Absprachen die Einführung des bewussten Umgangs mit Operatoren zu planen. Wenn an der Schule Einführungswochen mit Trainings zu allgemeinen Methoden o.ä. stattfinden, kann die Einführung in den Umgang mit Arbeitsaufträgen dort integriert werden. Andernfalls kann je nach Absprache ein bestimmtes Fach oder aber die Klassenlehrkraft die Einführung übernehmen. Die Schulberaterinnen und Schulberater des Zentrums für Sprachbildung stellen hierfür auf Anfrage Material zur Verfügung[7].

 

Literatur:  

  • Neugebauer/Nodari, Förderung der Schulsprache in allen Fächern, Bern 2012
  • Leisen, Josef, Handbuch Sprachförderung im Fach, Stuttgart 2020
  • Schmölzer-Eibinger et al. (Hrsg), Sprachförderung im Fachunterricht in sprachlich heterogenen Klassen, Stuttgart (Klett) 2013

 

Links:

 


[1] Diese FörMig-Broschüre ist aktuell leider nicht mehr online verfügbar, kann aber im Zentrum für Sprachbildung angefordert werden: stefan.paffrath_3fDje8f-hsasenbjf.berlin.de

[2] https://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/fileadmin/bbb/themen/sprachbildung/Mehrsprachige_Operatorenliste.pdf

[3] https://li.hamburg.de/publikationen/3861104/operatoren-sprachbildung/

[4] https://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/fileadmin/bbb/themen/sprachbildung/Durchgaengige_Sprachbildung/ZeS/Operatoren_erfolgreich_entschluesseln_2020.pdf

[5] Vgl. Leisen, Handbuch Sprachförderung im Fach, Teil C, S.99f.

[6] Verweis EPA, Operatoren

[7] https://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/zes-berlin0