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Tool 13: Lesestrategien selbstständig anwenden: Fünf-Schritt, Textknacker und Co

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Bild: SenBJF

Lesestrategien führen zu aktiver Auseinandersetzung mit einem Text; sie werden von kompetenten Lesenden automatisch verwendet. So werden Texte im beruflichen Alltag immer mit einer Zielsetzung gelesen. Auch Reflexionen über den Inhalt des Textes oder über Vorkenntnisse und das Anfertigen von Notizen gehören zur Praxis erfolgreicher Lesender. Wer Lesestrategien kompetent nutzt, wählt je nach Textsorte und Leseziel passende Lesetechniken aus:

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Fortsetzung Lesen13

Lesetechniken

  • Orientierendes Lesen, z.B. von (Zwischen-)Überschriften etc., um sich einen schnellen Überblick zu verschaffen
  • Extensives oder kursorisches Lesen, um Sachverhalte, Abläufe, Zusammenhänge global wiederzugeben. Dabei wird der Text im Schnellverfahren überflogen und nur einzelne ausgewählte Abschnitte gelesen
  • Selektives Lesen, um ausdrücklich angegebene Informationen zweckgerichtet zu ermitteln, d.h. den Text nur nach der Antwort auf eine Frage abzuscannen
  • Intensives oder detailliertes Lesen des Texts als Ganzes, um ihn zu verstehen und zu bearbeiten

 

Die gezielte und strukturierte Anwendung verschiedener Lesetechniken auf einen Text bezeichnet man als Lesestrategien. Die Anwendung dieser Strategien fällt eher schwachen Lesenden, denen das Verständnis auf der Satzebene fehlt, oftmals allerdings noch schwer. Für diese wird die Anwendung didaktisierter Texte empfohlen (siehe Tool 8 -10).

Für eine erfolgreiche Umsetzung empfehlen sich Absprachen im Kollegium einer Schule über die einheitliche und regelmäßige Anwendung sowie über die Verantwortlichkeit für die Einführung des Instruments. Zur gelingenden Einführung und Einübung ist es sehr hilfreich, wenn die Lehrkräfte die Anwendung der Strategien als Modell vor den Lernenden demonstrieren und dabei alle Prozesse laut denkend verbalisieren.

 Im Folgenden werden exemplarisch einige der bekanntesten Lesestrategien vorgestellt; zur Vertiefung sei hier auf Rosebrock/Nix (2014) und die ausführliche Handreichung des LISUM „Auf dem Weg zur ‘lesenden Schule‘“[1] verwiesen.

 

Übersicht über gängige Lesestrategien

 

 Lesefächer

 Das LISUM bietet diverse Varianten eines Lesefächers zur eigenen

 Anfertigung durch die Schülerinnen und Schüler an.

 Bereits ab Klassenstufe 3 können Schülerinnen und Schüler mit

 dem Leselotsen[1], ab Klassenstufe 7 mit dem  

 Lesenavigator[2]  das Lesen mit selbständigen Aufgaben in 5-7

 Schritten trainieren[3]. Auf den Fächerblättern stehen Aufträge, 

 die den Leseprozess begleitend steuern.

 

 „Fünf-Phasen-Schema“ nach Leisen[4]:

 Eine Bündelung mehrerer Techniken ist das Fünf-Phasen-

 Schema nach Leisen, in dem vor allem von Verstehensinseln 

 ausgegangen wird.

 

  1. Orientiere Dich im Text: Überfliegen, Thema suchen, grafische Darstellungen wahrnehmen, Abschnitte registrieren.
  2. Suche Verstehensinseln (von Verstandenem ausgehen).
  3. Erschließe abschnittsweise: Verstehensinseln verbinden, Hilfsmittel nutzen, anders aufschreiben.
  4. Suche den roten Faden: Gedankengang nachvollziehen, Gliederung erstellen, in wenigen Sätzen zusammenfassen.
  5. Reflektiere abschließend: Sinn des Textes suchen, Verständnis überprüfen, eigenen Text verfassen.

 Textknacker[5]

 Der Textknacker beinhaltet als besonderen Schwerpunkt das

 Markieren von Schlüssel- und Nebeninformationen. Allerdings stellt

 diese Hierarchisierung der Informationen im Text eine besondere

 Herausforderung für leseschwache Schülerinnen und Schüler dar.

 

  1. Nutze die Bilder für das Textverständnis.
  2. Nutze die Überschrift als erste Information über den Text.
  3. Gliedere den Text.
  4. Finde und markiere Schlüsselbegriffe und Nebeninformationen.
  5. Stelle die Informationen eines Textes für dich und andere dar.
  6. Fasse den Text schriftlich zusammen.

 Fünf-Schritt-Lesemethode
 Diese Lesestrategie ist bereits 1946 von Francis Robinson unter 

 der Bezeichnung SQ3R (survey, question, read, recite, review)

 entwickelt worden; das Lesen eines Textes nach selbst

 entwickelten Fragestellungen ist eine der am häufigsten

 verwendeten Lesestrategien:

 

  1. Überfliegendes Lesen: Überfliege den Text (Titel, Zwischenüberschriften, Bilder). Überlege, wovon der Text handelt.
  2. Extensives/kursorisches Lesen: Lies den Text und stelle Fragen an den Text und an einzelne Textabschnitte.
  3. Intensives/detailliertes und ggf. wiederholendes Lesen: Lies den Text erneut, fertige Notizen an und beantworte die Fragen.
  4. Wiedergabe: Gib nach jedem Textabschnitt die Hauptgedanken leise für dich wieder.
  5. Rückblick: Fasse zum Schluss noch einmal die Hauptgedanken des Textes für dich zusammen.

 

 

Literatur

  • Neugebauer, Claudia /Nodari, Claudio,  Förderung der Schulsprache in allen Fächern, Bern 2012
  • Rosebrock, Cornelia, Nix, Daniel, Grundlagen der Lesedidaktik, Baltmannsweiler, 2020
  • Leisen, Josef, Handbuch Lesen im Fachunterricht: Sachtexte sprachsensibel bearbeiten. Verstehendes Lesen vermitteln, Stuttgart 2020
  • Lenhard, Wolfgang, Gol, Andreas, Leseverständnis und Lesekompetenz: Grundlagen - Diagnostik - Förderung (Lehren und Lernen), Seelze, 2020
  • Philipp, Maik (Hrsg.), Handbuch Schriftspracherwerb und weiterführendes Lesen und Schreiben, Weinheim 2017

 

Links:

 



[1] http://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/themen/sprachbildung/lesecurriculum/lesen-im-unterricht/lesen-im-deutschunterricht/lesestrategien/leselotse/

[2] https://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/index.php?id=lesenavigator

[3] https://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/lesestrategien

[4] Leisen, Josef, Handbuch Sprachförderung im Fach, Stuttgart 2013, S. 165

[5] Klippert, Heinz: Methodentraining. Übungsbausteine für den Unterricht. Weinheim und Basel 1999, S. 96-102.