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Tool 41: Szenische Rollenspiele, globale Simulationen und Planspiele

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Bild: SenBJF

Für komplexere, realitätsangelehnte Interaktion von Schülerinnen und Schülern eignen sich Rollenspiele, Simulationen und Planspiele, weil sie dabei auf vielfältige Weise miteinander und vertieft mit den Unterrichtsinhalten interagieren.

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Tool 41, Fortsetzung

Rollenübernahme und Perspektivwechsel sind Grundkonstanten des theatralen Spiels. Für den Unterricht bedeutet ein Rollenspiel zum einen eine große emotionale Beteiligung, da sich die Schülerinnen und Schüler in Personen und Situationen hineinversetzen und stellvertretend handeln. Zum anderen führt gerade die Übernahme fremder Perspektiven zu einer Erweiterung des eigenen Horizonts, wenn die Spielerfahrung im Anschluss angemessen reflektiert und ausgewertet wird.

 

Neben kleineren Rollenspielen gibt es Großformen mit klaren Rollenübernahmen, die sich über mehrere Unterrichtsstunden erstrecken. Da die Schülerinnen und Schüler eigenständig agieren und kommunizieren, haben sie einen sehr hohen Sprechanteil. Die Methoden verkörpern einen handlungsorientierten Unterrichtsansatz, eignen sich insbesondere zur Festigung und Vertiefung von Unterrichtsinhalten sowie zu einer problemorientierten Auseinandersetzung mit Themenstellungen und wirken persönlichkeitsbildend. Der Ablauf sieht in den meisten Fällen folgendermaßen aus:

 

 

  • Vermittlung der Ausgangslage anhand eines Fallbeispiels
  • Einarbeitung in die Rollen, ggf. mit Rollenkarten
  • Durchführung
  • Auswertung/Reflexion (methodisch und inhaltlich)

 

 

 

Szenische Verfahren

 

 Methode

Möglicher Arbeitsauftrag

Didaktische Hinweise

 Zwei-Minuten- Szenen

 Stellt die vorgegebene Situation in einer kurzen,

 etwa zweiminütigen Szene dar.

 Achtet darauf, dass die Szene einen klaren

 Anfang, einen Höhepunkt und einen Schluss hat.

 Ihr habt fünf Minuten Zeit zur Vorbereitung.

 Beispiel: Ihr seid Weber zu Beginn des 19. Jh. Die

 neuen Fabriken bedrohen eure Existenz, ihr habt

 immer weniger Einnahmen. Wie reagiert ihr?

Kurze Situationsbeschreibungen zur Ausgangslage und zu den Personen sollten auf kleinen Zetteln vorbereitet werden.

Die Übung eignet sich insbesondere als Einstieg in ein neues Thema, da so Interesse geweckt und Erwartungen aufgebaut werden.

 Rollenspiel

Bildet Gruppen mit vier Personen. Verteilt die vier Rollenkarten (Chef/in eines Energieunternehmens, Umweltaktivist/in, Politiker/in, Landwirt/in) innerhalb Eurer Gruppe. Lest die Karten genau und entwickelt dann eine kleine Szene zu der Frage, ob ein Waldgebiet nahe einem Bauernhof zur Gewinnung von Kohle abgeholzt werden soll.

Rollenspiele als zentraler Bestandteil der spielerischen Übernahme anderer Perspektiven können in allen Fächern genutzt werden.

Die Rollenkarten als Arbeitsauftrag für die einzelnen Rollen, die möglichst genau die Umstände der betroffenen Figur vorgeben, können durch unterschiedlich enge Vorgaben auch differenzierend realisiert werden.

Die jeweiligen Rollen können auch in Gruppen einzeln vorbereitet werden.

 Szenische

 Interpretation[1]

1. Lest die erhaltene Rollenkarte aufmerksam und verfasst mithilfe der Fragen eine Rollenbiografie.

2. Sucht Euch Requisiten aus, die die Eure Rolle unterstützen.

3. Spielt die vorgegebene Szene und versetzt Euch dabei genau in eure Figur hinein.

 

Auch die Zuschauenden achten darauf, ob die Rollen überzeugend gespielt wurden und werden anschließend mit Euch reflektieren, was die Figuren in dem Moment gedacht und gefühlt haben.

Die szenische Interpretation beabsichtigt die Einfühlung in eine literarische Figur (auch in Filmen) und schafft durch Perspektivenübernahme einen vertieften Zugang zum jeweiligen Text. Neben der Wiedergabe von Szenen aus dem Text eignen sich Leerstellen oder konstruierte, über den Text hinausgehende Situationen.

Eine verschriftlichte Form zur Vorbereitung ist die Rollenbiografie, bei der die (imaginierte) Vorgeschichte oder Fortsetzung einer Geschichte bzw. der Figur aufgeschrieben wird.

 

 Globale Simulation

Ihr werdet in der nächsten Zeit im Französischunterricht die Bewohner eines Mietshauses in Paris sein. Überlegt Euch Euren französischen Namen, Euren Beruf und Eure Familiensituation aus der vorgegebenen Liste.  Ihr werdet diese Rolle die ganze Zeit über behalten.

In anderen Stunden folgen noch weitere Aufträge in Eurer Rolle.

In einer globalen Simulation sind der Handlungsrahmen und die Rollen festgelegt; die Schülerinnen und Schüler agieren über einen längeren Zeitraum in ihren Rollen und erhalten jeweils neue Arbeitsaufträge. Durch die Rollenübernahme vertiefen die Schülerinnen und Schüler die Unterrichtsinhalte.

 Planspiel

 

Der Arzt XY steht wegen „Sterbehilfe“ vor Gericht. Es werden verschiedene Sachverständige angehört, am Ende soll ein Urteil gefällt werden. Wählt eine der vorgegebenen Rollen, versetzt Euch in die Person hinein und erarbeitet möglichst genau den Standpunkt der Person. Anschließend werdet Ihr diese Rolle auch in der Gerichtsverhandlung spielen, in der ein Urteil gefällt werden wird.

 

Ein Planspiel ist eine globale Simulation in einem gesellschaftspolitisch relevanten, problemorientierten Kontext mit einer klar vorgegebenen Struktur, die in vielen Fächern möglich ist. Ziel ist es, eine Lösung für ein Problem zu finden und sich dabei vertieft mit einem Thema und seinen verschiedenen Perspektiven auseinanderzusetzen. Die Friedrich-Ebert-Stiftung nennt auf ihrer Seite einige Planspiele[2]. In der Planspiel-Datenbank der Bundeszentrale für politische Bildung finden sich etwa 300 Planspielbeschreibungen.[3]

 

Literatur:

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Links:

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[1] Scheller, Ingo (2004), szenische Interpretation: Theorie und Praxis eines handlungs- und erfahrungsbezogenen Literaturunterrichts in der Sekundarstufe 1 und 2 ; oder aber:

https://www.musiktheaterpaedagogik.de/2020/index.html

[2] https://www.fes.de/digital/planspiele

[3] Planspieldatenbank der bpb: https://www.bpb.de/lernen/formate/planspiele/65585/planspiel-datenbank