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Tool 36: Gesprächsregeln aushandeln

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Bild: SenBJF
Im Basiscurriculum Sprachbildung wird vor allem die kompetente Einhaltung von Gesprächsregeln thematisiert. Da dies erfahrungsgemäß nicht als natürlich gegeben vorausgesetzt werden kann, sollten derartige Regeln nicht nur verabredet, sondern auch gemeinsam im Hinblick auf ihre kommunikative Funktion durchdacht und reflektiert werden.

Derartige Verabredungen sind auch Teil des Klassenrats (siehe Tool 42 – Argumentierend sprechen und diskutieren zu relevanten Themen).

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Tool 36 Fortsetzung

Klippert[1] schlägt – besonders für damit befasste Klassenlehrkräfte – einige für alle Fächer sinnvolle Methoden vor, die im Folgenden überblickshaft dargestellt werden:

 

 Methode

 Möglicher Arbeitsauftrag

 Didaktische Hinweise

 Regelerarbeitung

 Formuliere alleine drei wichtige

 Regeln für funktionierende

 Gespräche im Unterricht.

 Einige Dich mit Deinem Partner  

 bzw. Deiner Partnerin auf fünf

 gemeinsame wichtige

 Gesprächsregeln. Bildet eine

 Vierergruppe und wählt

 gemeinsam die sieben Eurer

 Meinung nach wichtigsten

 Gesprächsregeln aus.

 Alternativ können die Regeln

 aus einer Zahl vorgegebener

 Regeln ausgewählt werden.

 Die Endauswahl ist im

 besten Fall in allen Fächern

 gültig, wird in der Klasse

 aufgehängt und regelmäßig

 thematisiert.

 Möglich sind auch

 Belohnungssysteme für

 deren Einhaltung.

 

 Regelsalat

 Auf dem Arbeitsblatt findest Du

 einige wichtige Gesprächsregeln,

 die allerdings in zwei Teile geteilt

 sind.

 Setze die Regeln wieder korrekt

 zusammen und schreibe Sie in

 Dein Heft. Vergleiche

 anschließend Deine Ergebnisse mit

 denen Deines Partners bzw. 

 Deiner Partnerin.

 Diese Methode mithilfe von

 Regeln in Puzzleform[2]

 dient eher der Wiederholung

 bzw. Verinnerlichung von

 Regeln.

 Alternativ zum Arbeitsblatt

 können die Regeln auch

 anhand zerschnittener

 Puzzleteile zusammengefügt

 werden.

 Außerdem kann auch die

 Methode „Regelkreis“

 angewendet werden.

 

 Regelkreis[3]

 Bildet Gruppen mit vier Personen.

 Jede Gruppe stellt sich zu einer der

 Regel-Karten, die an den Wänden

 befestigt sind.

 Nehmt die Regel-Karte, vor der Ihr

 steht, von der Wand und

 diskutiert, inwiefern die Regel auf

 der Karte aktuell in der Klasse

 eingehalten wird und was evtl.

 getan werden muss, um die

 Situation zu verbessern.

 Die Schrift auf den vorher

 aufgehängten Karten sollte

 zur Wand zeigen, sodass die

 Regeln zunächst nicht zu

 sehen sind.

 

 Grundlage sind

 Gesprächsregeln, die in der

 Klasse bereits verabredet

 sind (s.o. unter

 „Regelerarbeitung“).

 

 Kontrollierter

 Dialog[4]

 Bildet Dreiergruppen. Nun

 sprechen immer zwei Personen X

 Minuten lang miteinander über ein

 vorgegebenes Thema, die dritte

 Person beobachtet und überwacht

 die Regeleinhaltung.

 Beim Gespräch gelten folgende

 Regeln:

  • Es werden möglichst vollständige Sätze bzw. vollständige Argumentationen verwendet.
  • Wenn Person A gesprochen hat, wiederholt Person B in eigenen Worten die Aussage von A und fragt nach, ob die Wiederholung inhaltlich korrekt war.
  • Anschließend fügt B einen eigenen Gedanken oder ein Gegenargument hinzu und A wiederholt und fragt wieder nach, ob sie B richtig verstanden bzw. wiedergegeben hat.

 Am Ende der Redezeit teilt Person

 C mit, was sie beobachtet hat und

 was ggf. zu verbessern ist.

 Anschließend wechseln die Rollen

 zu einem neuen Thema.

 

 Es müssen mehrere

 ausreichend bekannte und

 gesprächsaktivierende

 Themen (gemeinsam mit

 den Schülerinnen und

 Schülern) gefunden werden.

 Klippert[5] empfiehlt, die

 Form des Gesprächs einmal

 mit der Lehrkraft und zwei

 weiteren Personen

 modellhaft zu demonstrieren.

 Missverständnisse[6]

 A: „Mir ist kalt.“

 B: „Mach das Fenster doch selbst

 zu.“

 

 Seht Euch dieses Gespräch genau

 an und erklärt, was die beiden

 Sprechenden jeweils auf der Sach-

 und auf der Beziehungsebene

 zueinander sagen.

 

 Hinterher: Verfasst in 

 Partnerarbeit/Dreiergruppen selbst

 derartige Dialoge, und zwar eine

 positive und eine negative Version.

 Bereitet Euch darauf vor, diese

 vor der Klasse zu präsentieren.

 Es wird dafür ein Minidialog

 zwischen zwei Personen

 gezeigt, der ein

 Missverständnis bzw. eine

 Kommunikation auf

 verschiedenen Ebenen

 beinhaltet.[7]

 

 Während der Reflexion

 werden die verschiedenen

 Seiten der Nachricht nach

 Schulz von Thun[8]

 verdeutlicht und v.a.

 erarbeitet, warum Ich-

 Botschaften Verständnis

 schaffen, während Du-

 Botschaften blockieren und

 ggf. Aggression schüren.

 

 Aussprache[9]

 Es wird gleich eine Diskussion in

 vorgegebenen Rollen über das

 Thema XY stattfinden. Dabei

 werden verschiedene Personen

 gegen Gesprächsregeln verstoßen.

 Bildet Gruppen und verteilt die

 vorgegebenen Rollenkarten in der 

 Gruppe. Jede Person bereitet sich

 mithilfe der Rollenkarte auf die

 anschließende Diskussion vor.

 Führt die Diskussion anschließend

 vor der Klasse. Die anderen

 werden die Aufgabe haben, zu

 analysieren, welche Figur welches

 Verhalten gezeigt hat und welche

 Regeln hätten formuliert bzw.

 eingehalten werden sollen.

 

 Die Rollenkarten enthalten 

 Anweisungen für das

 Verhalten der Personen, die

 jeweils typische, teilweise

 problematische

 Verhaltensweisen

 beinhalten.

 Nach der der Durchführung

 vor der Klasse wird

 gemeinsam das Verhalten

 reflektiert und

 schlussfolgernd werden 

 Verhaltenstipps formuliert.

 Redewendungen

 Beurteile die typischen

 Redewendungen bzw. Aussagen

 von unterschiedlichen Personen im

 Hinblick darauf, wie

 gesprächsfördernd oder –

 hemmend sie sind.

 Stimmt Euch anschließend in der

 Gruppe über Eure Meinungen zu

 den einzelnen Aussagen ab.

 Präsentiert werden auf

 einem AB [10] stilisierte,

 unterschiedlich hilfreiche/

 problematische Aussagen

 (Ich gebe zu, Du hast Recht

 – Jetzt komm‘ mal zur

 Sache!...). Diese sollten so

 authentisch wie möglich

 erscheinen und daher an die

 jeweilige Lerngruppe

 angepasst werden.

 

 Gesprächsanalyse

 Analysiere zusammen mit Deinem

 Partner oder Deiner Partnerin das

 Gespräch auf dem Arbeitsblatt.

 Formuliert gemeinsam eine

 Stellungnahme, in der die

 wichtigsten Fehler genannt

 werden, die die

 Gesprächsteilnehmenden

 begehen.

 Anschließend formuliert

 gemeinsam Tipps zur Vermeidung

 dieser Fehler.

 Den Schülerinnen und

 Schülern liegt ein

 Gesprächsprotokoll eines

 Streitgesprächs im Rahmen

 einer Gruppenarbeit vor.

 Alternativ kann das

 Gespräch (geeignet ist

 Klipperts Arbeitsblatt[11])

 als Einstieg auch von

 mehreren Schülerinnen und

 Schülern (nach

 Vorbereitung) vorgespielt

 und spontan beurteilt

 werden, bevor die intensive

 Analyse erfolgt.

 

 

 

Literatur:

  • Klippert, Heinz, Kommunikationstraining, Übungsbausteine für den Unterricht Weinheim und Basel 201213

 

Links:

 

 


[1] Klippert, Heinz, Kommunikationstraining, Weinheim und Basel 201814, S. 73ff

[2] Arbeitsblatt ebd., S. 75

[3] ebd., S. 130

[4] ebd., S. 142

[5] ebd. S. 142

[6] ebd., S. 124

[7] ein weiteres Beispiel ebd., S. 124: A: „Kannst Du nicht mal lauter reden?“ B: „Redest Du hier oder ich?“ Passend ist auch Watzlawicks Kurzgeschichte „Die Geschichte mit dem Hammer“ aus seinem Buch „ Anleitung zum Unglücklichsein“ (1983)

[8] Schulz von Thun, Friedemann, Miteinander reden, 2019

[9] Klippert, ebd., S. 125

[10] Ein Vorschlag bei Klippert, ebd., S. 129

[11] Ebd. S.129