Tool 33: Individuell bedeutsam schreiben II: Generatives Schreiben
Bild: SenBJF |
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Ähnlich wie in der Genredidaktik (siehe Tool 29) entlastet das generative Schreiben den Schreibprozess durch eine Orientierung an Regeln und Mustern vorgegebener Modelltexte. Insbesondere die Fachdidaktikerin Gerlind Belke (2012, 2013 und 2016) [1] hat das Prinzip des generativen Schreibens zum Grundprinzip für den Deutschunterricht in sprachlich heterogenen Klassen erhoben, das, nach Belke, eine implizite Sprachförderung der Zweitsprachlernenden im Rahmen des regulären Deutschunterrichts ermöglicht, ohne die erstsprachlich deutschen Schülerinnen und Schüler zu vernachlässigen. Das Handbuch „Mit Sprache(n) spielen“ (2012) zeigt, wie grammatisches Lernen zu den Stolpersteinen der deutschen Sprache, etwa zu den Themen Flexion und Wortbildung, spielerisch anhand interkultureller Texte erfolgen kann. Generatives Schreiben als Nachahmung oder Fortsetzung vorhandener Texte kann aber auch in anderen Fächern der vertieften Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Unterrichtsgegenstand dienen.
Dabei geht es allerdings nicht darum zu kopieren, vielmehr dienen die Ausgangstexte als Anstoß für die eigene Kreativität und Auseinandersetzung mit dem Thema bei der eigenen Textproduktion. Belke hat diese Methode insbesondere für den Unterricht in der Grundschule entwickelt und erprobt; generative Schreibaufgaben können aber auch in der Sekundarstufe sinnvoll eingesetzt werden.
Generativ schreibende Aufgaben sowie solche, die einen Wechsel der Darstellungsform anregen, bieten sich aus vielen Gründen an: Durch die Orientierung an einer Vorlage finden Schülerinnen und Schüler einen leichten Schreibeinstieg, überwinden Schreibhemmungen und gelangen sehr schnell zu einem vorzeigbaren Produkt. Der Schreibauftrag wirkt außerdem in sich binnendifferenzierend, denn er bietet allen Schülerinnen und Schülern eine anspruchsvolle Lernaufgabe und unterstützt dabei die leistungsschwachen effektiv. Die Textvorgaben, mit denen die Schülerinnen und Schüler arbeiten, liefern einen sprachlichen Input, der das sprachliche Lernen sowohl in Bezug auf das Textsortenwissen als auch in Bezug auf den Erwerb grammatischer Formen unterstützt.
Zwei Grundprinzipien generativen Schreibens: Substitution und Transformation
Prinzip |
Modelltext |
Aufgabe |
Substitution bedeutet, die Textstruktur des Ausgangstextes bleibt erhalten, wird aber mit einem neuen Inhalt gefüllt. |
Pflanzensteckbrief der Rose
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Erstelle anhand des Musters einen Pflanzensteckbrief der Tulpe. |
In den Dünen sitzen Nichts sehen als Sonne Nichts fühlen als Wärme Nichts hören als Brandung Zwischen zwei Herzschlägen glauben: Nun ist Frieden
Günter Kunert |
Schreibe ein Parallelgedicht zu dem Gedicht von Günter Kunert. ……………………………………sitzen
Nichts sehen als…………..………….
Nichts fühlen als……….……………….
Nichts hören als……….……………….
…………………………..……..glauben:
…………………………………..……...
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Transformation: der Inhalt des Ausgangstextes bleibt erhalten, die Textform ändert sich jedoch. |
Lehrbuchtext zum Weberaufstand |
Lies den Text und wähle eine der folgenden Aufgaben:
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Literatur:
Links:
[1] Gerlind Belke: Mit Sprache(n) spielen: Kinderreime, Gedichte und Geschichten für Kinder zum Nachsprechen, Mitmachen und Selbermachen. Textsammlung. Baltmannsweiler.2012;
- Poesie und Grammatik: Kreativer Umgang mit Texten im Deutschunterricht mehrsprachiger Lerngruppen. Für die Vorschule, Grundschule und Orientierungsstufe. Textkommentar. Baltmannsweiler. 2012
Belke u.a.: Dschungeltanz und Monsterboogie - Singen und Spielen mit Sprache, m. Lieder-CD. Baltmannsweiler.2013
- Mehr Sprachen(n) für alle: Sprachunterricht in einer vielsprachigen Gesellschaft. Baltmannsweiler. 2016