Tajmel/Hägi-Mead empfehlen für derart wichtige Begriffe die Verwendung von Schlüsselworttabellen (siehe Abbildung). In diesen werden zentrale Wörter in sehr vielen Kontexten semantisiert, z.B. durch das Erarbeiten von Synonymen, Ober- und Unterbegriffen, Kollokationen oder Übersetzung in andere Sprachen. Dadurch werden sie auf für die Wortschatzverarbeitung wichtige Weise im mentalen Lexikon vielfältig vernetzt bzw. semantisch gefüllt.
Gerade durch die Kontrastierung mehrerer Aspekte eines Wortes, die auch über die im Unterricht notwendige Bedeutung hinausgehen, kommt es zu einer präziseren Abgrenzung und tieferem sprachlichen Verständnis der Begriffe. Beim genannten Beispiel „anziehen“ geschieht dies z.B. auch durch die Gegenüberstellung mit der alltäglichen Bedeutung, dem Anziehen von Kleidung. Wörter mit im Alltag abweichenden Bedeutungen sind für derartige Tabellen oft wichtiger als reine Fachbegriffe, weil durch die Polysemie das Verwechslungspotenzial größer ist. Außerdem sollten nicht nur Substantive ausgesucht werden, sondern gerade auch Verben und Adjektive.
Einsatzmöglichkeiten
Die Tabelle kann einerseits der Einführung von Wörtern durch die Lehrkraft dienen bzw. diese unterstützend begleiten.
Eine andere Möglichkeit besteht im gemeinsamen Ausfüllen mit Schülerinnen und Schülern oder der Erarbeitung durch diese, z.B. auch abgewandelt in Form eines Plakats, obei die Zahl der Kategorien dann ggf. durch die Lehrkraft angepasst werden müsste, um nicht zu überfrachten oder zu überfordern. Ansonsten erfüllt die Tabelle auch ohne explizite Nutzung im Unterricht neben der Funktion der Sensibilisierung der Lehrkraft in jedem Fall die einer Entscheidungshilfe bei der Unterrichtsplanung, wenn es darum geht, welche Begriffe mit den Lernenden ausführlich eingeführt werden müssen (am besten gleich mit den wichtigsten grammatischen Informationen wie Artikel, Plural bzw. Vergangenheitsformen).
Ein weiterer Anwendungsaspekt: Besonders für Lernende mit geringen Deutschkenntnissen sind Schlüsselwörter ggf. ein guter Einstieg in die Inhalte des Fachunterrichts, da die Kenntnis zentraler Begriffe die Verständigung über die Inhalte ermöglicht, selbst wenn die Reihe andere sprachliche Hürden enthält.
Literatur:
- Tajmel, Tanja/Hägi-Mead, Sara, Sprachbewusste Unterrichtsplanung, Münster 2017
Links:
- https://li.hamburg.de/resource/blob/656336/267fe8e6350fe92a7367367ca3676231/download-tajmel-begriffsbildung-data.pdf