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Tool 4: Gehörtes zusammen aufschreiben: Dictogloss

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Bild: SenBJF

Das sehr effektive Dictogloss ist eine Art kollaborativer Dialog bzw. kollaboratives Schreiben in Form eines verzögerten „Diktats“: In einer Gruppe von mehreren Schülerinnen und Schülern wird ein anspruchsvoller Text von einer Person vorgelesen und anschließend von den anderen Gruppenmitgliedern ohne Zuhilfenahme der Vorlage schriftlich möglichst wortgetreu rekonstruiert, also noch einmal aufgeschrieben.

Der Text kann abhängig vom Ziel der Übung aus einem Lehrbuch oder einer anderen Textquelle stammen, wenn es bei der Übung um den Textinhalt geht. Oder der Text wird von der Lehrkraft mit der Häufung eines bestimmten sprachlichen Phänomens selbst geschrieben, wenn sprachliche Phänomene dabei im Fokus stehen. Dabei muss darauf geachtet werden, dass der Text lang genug ist, sodass die Schülerinnen und Schüler sich nicht den gesamten Text auswendig einprägen können.

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Fortsetzung, Hören4

Beispielhafter Arbeitsauftrag für eine Schülergruppe von mind. 4 Personen:

 

1. Vorlesen

Wählt eine Person aus. NUR diese bekommt den Text und liest ihn den anderen einmal in normalem Tempo vor. Die anderen hören nur zu.

2. Vorlesen

Die Person liest den Text in der Gruppe ein zweites Mal vor, jetzt aber langsam und ausdrucksvoll. Die anderen dürfen sich Notizen machen.

3. Rekonstruktion

Die Zuhörenden schreiben nun gemeinsam den gehörten Text möglichst wörtlich auf und ergänzen sich dafür gegenseitig.

4. Besprechung

Vergleicht Euren Text mit dem Original. Ergänzt wichtigen Aspekte, falls Ihr sie vergessen haben solltet.

 

Dabei werden neben dem genauen Zuhören u.a. auch die rezeptive und aktive Textkompetenz geschult sowie Inhalte intensiv fokussiert. Denn „Lücken“ bei der Textrekonstruktion müssen mithilfe vorhandenen Wissens gefüllt werden.  Die Schülerinnen und Schüler lernen bzw. aktivieren dabei nicht nur ihre Kompetenzen in Bezug auf den Textinhalt, sondern auch Textmuster sowie grammatische Formen, die in dem Text – ggf. bewusst – gehäuft vorkommen. Dadurch ist diese Methode auch sehr geeignet, um bestimmte fachlich relevante bildungssprachliche Phänomene – z.B. Konjunktiv in der indirekten Rede, Satzgefüge, Passivkonstruktionen etc. –  gezielt einzuüben bzw. zu festigen.

Bei der Durchführung kann das Vorlesen des Texts entweder zentral durch die Lehrkraft erfolgen, sodass alle Schülerinnen und Schüler in Kleingruppen an der Textrekonstruktion beteiligt sind. Oder aber das Vorlesen wird einer der Personen in der Gruppe überlassen, die dann beim Rekonstruieren die anderen beobachtet und hinterher Tipps oder Feedback gibt.[1]  

 

Literatur:

  • Schmölzer-Eibinger et. al, Sprachförderung im Fachunterricht in sprachlich heterogenen Klassen, Stuttgart 2013

 

Link:

 


[1] Weitere Informationen zur Methode unter http://forumdeutsch.ca/f/nf75catg (Unterrichtsforum, Ausgabe 22,1)